Reliefplatten von Georg Kolbe, Lingnermausoleum, Dresden

  • Auftrag: Konservierung und partielle Ergänzung von zwölf Reliefplatten aus Muschelkalk
  • Ausführungszeitraum: September - November 2012
  • Schlagworte: Muschelkalk, kunststoffgebundene Steinergänzungen, Injektionsmassen, Wachskonservierung

Das Lingnermausoleum wurde 1921 für Karl August Lingner (1861-1916) von Hans Poelzig (1869-1936) aus Muschelkalk gebaut. Es befindet sich am Fuss des Lingnerschlosses in Dresden-Loschwitz. Zwischen den Halbsäulen des ovalen Baus befinden sich zwölf Steinplatten mit Darstellungen von Frauenfiguren. Die Reliefplatten werden dem Bildhauer Georg Kolbe (1877-1947) zugeschrieben. Im Jahr 2012 wurden dem Eigentümer, dem Förderverein Lingnerschloss e.V., Fördermittel für die Wiederherstellung bewilligt.

Das Lingnermausoleum wurde im Laufe des Jahres konstruktiv ertüchtigt, restauriert und konserviert. Die Arbeiten wurden in zwei Hauptbereiche auf zwei Auftragnehmer aufgeteilt:

Teil 1: Architekturteile wie Deckplatte, Pilaster, Stufenanlage und der Innenraum wurden vom Steinbildhauer Ole Göttsche bearbeitet. Neben konstruktiven Maßnahmen am Mausoleum wurden die Reinigung des Natursteins, Steinergänzungen, Vierungen, Neuverfugung und Oberflächenschutz vorgenommen. Beginn der Maßnahmen war Frühjahr 2012. Beendet wurden die Leistungen des Steinbildhauers im November 2012.

Teil 2: Die zwölf Reliefplatten wurden von der Restauratorengemeinschaft Dömling/Seipt bearbeitet. Die Maßnahmen umfassten die Reinigung, Restaurierung und partielle Ergänzung und abschließend den Oberflächenschutz der Relieftafeln.

Alle Arbeiten fanden in enger Abstimmung der beteiligten Firmen untereinander, dem baubegleitenden Architekt und dem Vertreter der Denkmalfachbehörde statt. Die Steinreliefs wurden mit Mikroheißdampfgeräten gereinigt, um Oberflächenverschmutzungen und biogenen Bewuchs zu entfernen. Stark versinterte Bereiche wurden mechanisch mit Skalpell und teilweise mit Mikrotrockenstrahlverfahren nachbehandelt.

Die Natursteinoberflächen waren stark verwittert mit zahlreichen Ausbrüchen an Kanten und in den Reliefbereichen. Gemeinsam mit den Projektbeteiligten wurde anhand von Musterflächen festgelegt, inwieweit Ergänzungen am Naturstein vorgenommen werden sollten. Ziel der Maßnahme war die Vereinheitlichung der stark geschädigten Bereiche und die Wiederherstellung der Ablesbarkeit der Reliefplatten insgesamt.
Zur Anbindung von Schalen wurden diese mit einer acrylgebundenen Injektionsmasse hinterfüllt. Teilweise wurden sie zusätzlich mit einer acrylharzgebundenen Steinergänzungsmasse angeböscht. Stark verwitterte Bereiche wurden mit einer ebenfalls acrylharzgebundenen Masse aus Steinsanden und Hohlglaskugeln geschlämmt, um kleinste Risse zu schließen und die Oberfläche optisch zusammenzuziehen. Ergänzungen wurden mit Ziel der Wiederherstellung der Lesbarkeit von Konturen mit acrylgebundenen, farbig verschieden eingestellten Steinersatzmörteln vorgenommen.

Abschließend wurden die Natursteinoberflächen präventiv mit einer Emulsion aus mikrokristallinem Wachs behandelt. Das Wachsen der Oberflächen dient der Hydrophobierung der Oberfläche und damit dem Schutz vor weiteren Schäden durch Wasser, der Einschränkung des weiteren biogenen Bewuchses, der vor allem in den Schalenzwischenräumen des Muschelkalks zu verzeichnen war. Letztlich bietet die aufgebrachte Wachsemulsion Schutz vor Graffiti, das von gewachsten Oberflächen verhältnismäßig leicht entfernbar ist.

  • Auftraggeber: Förderverein Lingnerschloss e.V., Bautzner Straße 132, 01099 Dresden
  • Projektbeteiligte: Steinbildhauermeister Ole Göttsche (Dresden), Dipl.-Rest. Hendrik Seipt (WerkArt GbR, Wittstock/Dosse), Prof. Olaf Lauströer (Atelier Lauströer Richter, Dresden-Meißen), Dr. Eberhard Reissmann (Förderverein Lingnerschloss e. V., Dresden), Dr. Arndt Kiesewetter (Landesamt für Denkmalpflege, Dresden).